DAS GEBÄUDE ALS KRAFTWERK

Von Dr. Anna Braune

Das begrenzte CO2-Budget bis 2050 ist gesetzt, die Auswirkungen des Klimawandels längst spürbar. Auch in der Bau- und Immobilienbranche wird der Ruf nach klimafreundlichen Gebäuden lauter. Entscheidend ist jetzt die systematische Umsetzung. Gefragt sind der Wille und die Offenheit aller Stakeholder, die vorhandenen Potenziale auszuschöpfen. Denn Wissen und Technik sind da. Es muss nur angewandt werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. setzt sich seit ihrer Gründung im Jahr 2007 dafür ein, dass Nachhaltigkeit und Klimaschutz keine Absichtserklärungen bleiben, sondern für jedes Bauprojekt konkret mess- und umsetzbar werden. In ihrem Rahmenwerk für klimaneutrale Gebäude und Standorte hat sie deshalb eine Definition, Handlungsfelder und einen Klimaschutzfahrplan vorgelegt, um Klimaschutz anwendbar zu machen. Die darin beschriebenen Anforderungen gehen über gesetzliche Vorgaben hinaus, setzen CO2 als Zielgröße und berücksichtigen wirklich alle mit dem Gebäude verbundenen Treibhausgasemissionen – und nicht nur Heizen, Kühlen, Warmwasser, Licht.

Handlungsfelder für einen klimaneutralen Gebäudebetrieb

Bis spätestens 2050 muss der Gebäudebestand in Deutschland klimaneutral sein. Während Neubauten heute bereits als Kraftwerke gebaut werden können, die mehr erneuerbare Energie erzeugen als sie verbrauchen, steckt im heutigen Gebäudebestand noch großes Optimierungspotenzial – oder auch die größte Herausforderung. Anders als oft erwartet, liegt hier ein großer Hebel nicht immer in umfangreichen Sanierungsmaßnahmen, sondern oft bewirken bereits leicht umsetzbare Maßnahmen wie die Betriebsoptimierung oder Verhaltensänderungen der Nutzer bereits viel. Bis zu einem Drittel Reduktion der CO2-Emissionen kann dadurch erreicht werden. Grundsätzlich gilt: Klimaneutralität lässt sich nur erreichen, wenn erneuerbare Energie am Standort und Umgebung oder im Eigentum des Gebäudebesitzers produziert wird, Energieverbräuche gesenkt und Effizienz gesteigert wird. Die folgenden fünf Handlungsfelder sollten immer berücksichtigt werden.

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Fünf Handlungsfelder für einen klimaneutralen Gebäudebetrieb ©DGNB

Wenn es nach der Stadtverwaltung um Anne Hidalgo geht, verbringen die Pariser*innen zukünftig auch deshalb weniger Zeit im Auto, weil alles, was sie benötigen, in unmittelbarer Umgebung vorhanden ist: Ärzte, Läden, Schulen und möglichst auch der Arbeitsplatz. Als „Stadt der 15 Minuten“ nahm Hidalgo die Idee in ihr Wahlprogramm auf – in einer Viertelstunde sollen Bewohner*innen der Stadt alles erreichen können, was sie im Alltag benötigen. Und zwar, wenn irgend möglich, zu Fuß oder per Fahrrad. 700 Kilometer neue Radwege wurden seit dem Amtsantritt Hidalgos 2014 in der Um das Gebäude dann Schritt für Schritt zu optimieren, hilft ein Klimaschutzfahrplan (siehe Abbildung 2). Die Basis hierfür bilden die Energieverbrauchswerte, die in den CO2-Ausstoß des Gebäudes umgerechnet und jährlich mit zielkonformen CO2-Werten abgeglichen werden. Nach der Analyse möglicher Handlungsfelder wird ein Zieljahr der Klimaneutralität definiert und die einzelnen Maßnahmen in einer zeitlichen Reihenfolge gegeneinander abgewogen, sodass der wirtschaftlichste Weg gefunden wird.

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Ein Klimaschutzfahrplan legt den Dekarbonisierungspfad bis zur Klimaneutralität eines Gebäudes fest.

Handlungsfelder für einen klimaneutralen Gebäudebetrieb Neubauten sollten heute so geplant werden, dass Klimaneutralität Standard ist. Die DGNB hat 2019 bereits die ersten Gebäude als „Klimapositiv“ ausgezeichnet und zeigt damit, dass Gebäude heute einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten können. spätestens 2050 muss der Gebäudebestand in Deutschland klimaneutral sein. Während Neubauten heute bereits als Kraftwerke gebaut werden können, die mehr erneuerbare Energie erzeugen als sie verbrauchen, steckt im heutigen Gebäudebestand noch großes Optimierungspotenzial – oder auch die größte Herausforderung. Anders als oft erwartet, liegt hier ein großer Hebel nicht immer in umfangreichen Sanierungsmaßnahmen, sondern oft bewirken bereits leicht umsetzbare Maßnahmen wie die Betriebsoptimierung oder Verhaltensänderungen der Nutzer bereits viel. Bis zu einem Drittel Reduktion der CO2-Emissionen kann dadurch erreicht werden. Grundsätzlich gilt: Klimaneutralität lässt sich nur erreichen, wenn erneuerbare Energie am Standort und Umgebung oder im Eigentum des Gebäudebesitzers produziert wird, Energieverbräuche gesenkt und Effizienz gesteigert wird. Die folgenden fünf Handlungsfelder sollten immer berücksichtigt werden.

Damit rückt bei Neubauten die Reduktion der sogenannten grauen Emissionen in den Vordergrund, die mit der Gebäudekonstruktion verbunden sind. Das Ziel sollte deshalb sein, bereits in der Konstruktion CO2-Emissionen weitestgehend zu reduzieren und die verbleibenden in die Gesamtbilanz über den Lebenszyklus aufzunehmen. Damit ergeben sich fünf zentrale Handlungsfelder, die deutlich machen, dass es nicht nur darum geht, Materialien mit niedrigem CO2-Fußabdruck zu wählen.

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Fünf Handlungsfelder für eine klimaschonende Gebäudekonstruktion

Im Jahr 2020 hat der Gebäudesektor seine Klimaschutzziele nicht erreicht. Und das Klimaschutzgesetz zur Reduktion der CO2-Emissionen muss laut Beschluss des Bundesverfassungsgerichts Ende April 2021 ebenfalls ambitionierter gestaltet werden. Dass die Politik nachschärfen wird, ist also abzusehen. Darauf warten wird allerdings nicht reichen, wenn die Ziele des Pariser Klimaabkommens eingehalten werden sollen. Wer heute mit seiner Immobilie als Klimaschutz-Pionier agiert, leistet nicht nur einen positiven Beitrag zum Klimaschutz, sondern profitiert auch langfristig mit der Wertsteigerung seiner Immobilie und einem immer mehr gefragten Know-how. Dr. Anna Braune ist Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung bei der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Alle Informationen zum Klimaschutz von Gebäuden und Quartieren finden sich auf www.dgnb.de/klimaschutz.


Bild: Manama Bahrain World Trade Center (© GBI Holding AG/ Shutterstock)