DIE NEUE WÄHRUNG
Von Anja Schulze
Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu. Ein Jahr, geprägt von Ereignissen und Wandel. Ein Jahr voller Ausblicke. Und von Veranstaltungen wie: „Das „S“ in ESG“, „Nachhaltigkeit im Gebäudesektor“, „Klimaneutral – wir sind soweit!“.
Der Input ist vielfältig. Die Anforderungen ebenso. Und unabhängig vom Tätigkeitsfeld innerhalb der Wertschöpfungskette im Bau- und Immobilienbereich verbleibt eine Frage: Steckt da ESG drin?
Die Frage „Was ist eigentlich ESG?“ ist relativ einfach zu beantworten:
Anhand der unterschiedlichen Kriterien aus den Bereichen Umwelt (E = Environmental), Soziales (S = Social) und Unternehmensführung (G = Governance) kann die Nachhaltigkeit eines Unternehmens bewertet werden. Und das in Abhängigkeit vom Tätigkeitsfeld des zu beurteilenden Unternehmens.
Zu Zeiten von Fachkräftemangel, Ressourcenknappheit, Lieferengpässen und Preissteigerungen, aber auch dem EU-Ziel des Erreichens der Klimaneutralität bis 2050, hat die Art und Weise des Bauens einen neuen Stellenwert gewonnen.
Die Vergabe von Zertifikaten beeinflussen die neue Denkweise beim Aufsetzen eines Projektes. Ein Beispiel: Die Baustoff-Produzenten errechnen, wieviel CO2 durch ihre Produkte gespart werden kann und stellen entsprechende Zertifikate aus. Die GBI Wohnungsbau erhielt unlängst ein solches Zertifikat für einen geförderten Wohnbau in Würzburg, da durch die Verwendung klimaneutraler Ziegel 45.653 kg CO2 gespart werden konnten.
Bauen soll klimagerecht und vor allem ressourcenschonender werden, der Bauprozess soll entlastet und gleichzeitig beschleunigt werden – und das bei Vermeidung von Baulärm und langen Bauzeiten in den Innenstädten.
Durch diese Vielfalt an Anforderungen verschwimmt die bisher übliche Grenze bei der rein finanziellen Beurteilung der einzelnen Gebäude-Lebenszyklen. Die jetzt notwendige gemeinsame Betrachtung der Gebäude-Lebenszyklen wie Errichtung, Nutzungs- & Betriebsphase, sowie Rückbau des Gebäudes sind entscheidend für Ankaufsentscheidungen, Planungs- und Bauprozess und Finanzierungen.
Allgemeine unternehmensspezifische und projektspezifische ESG-Maßnahmen gehören mittlerweile zum Standard und beeinflussen den Ankaufs-, Entwicklungs- und Verkaufsprozess. In jedem unserer Neuprojekte steckt daher ESG – die neue „Währung“ der Bau- und Immobilienbranche. Schließlich ist ESG zum wichtigsten Kriterium für die Höhe der Verkaufsfaktoren geworden.
Die Frage ist, wie ist energieeffizientes und ressourcenschonendes Bauen möglich? Ideen, sowie Möglichkeiten für energie- und ressourcenschonendes Bauen gibt es inzwischen viele. Meist erfolgt deren Betrachtung im direkten Zusammenhang mit den eigens vom Unternehmen gesetzten Nachhaltigkeitszielen. Das können zum Beispiel der CO2-Footprint, Eignung zur Kreislaufwirtschaft sowie soziale und gesellschaftliche Aspekte sein, um nur drei der Kriterien zu benennen.
Die Gebäudeanforderungen wie Nutzungsart, Gebäudekubatur, Geschossigkeit und Standort beeinflussen unter anderem die Wahl der Baukonstruktion, deren Bauteile und gegebenenfalls auch die Material- und Produktauswahl. Der CO2-Footprint wird durch viele Aspekte bestimmt. Die Projektauswahl (Neubau oder Bestand) sowie beim Neubau die Materialwahl beim Tragsystem (Stahlbeton, Mauerwerk, Holz, Mischkonstruktionen, o.ä.) und die Bauweise (konventionell oder seriell). Auch kann der CO2-Footprint durch die Art und Weise des Planungs- und Bauprozesses beeinflusst werden (konventionelle Planung vs. BIM, bzw. konventionelle Baudurchführung vs. LEAN-Management).
Die Art und Weise der technischen Ausstattung – sowohl in der Phase der Gebäudeerrichtung, als auch in der Nutzungs- und Betriebsphase – beeinflusst energieeffizientes und ressourcenschonendes Bauen und Betreiben.
Insgesamt unterstützt die Verwendung von langlebigen Produkten und der Einsatz von ressourcenschonenden Materialien und Produkten unter Beachtung der jeweiligen Kreislauffähigkeit das Planen und Bauen nach ESG-Maßnahmen und erhöht zusätzlich die zukünftige Recycling-Quote.
Diesen bunten Strauß aus internen und externen Anforderungen kennen auch die Experten der GBI. Immerhin beginnt energie- und ressourcenschonendes Bauen schon bei der Planung, beim Durchdenken des Projektes gleich zu Beginn. Und natürlich unter Berücksichtigung der notwendigen Wirtschaftlichkeit eines jeden Unternehmens, wie einige aktuelle Beispiele aus unserem Portfolio zeigen.
So entwickelt die GBI zum Beispiel in Hersbruck eine Wohnanlage mit rund 54 Wohneinheiten in Modulbauweise und KfW40-EE Standard. Die Dachflächen werden den Stadtwerken Hersbruck zwecks Aufstellung von PV-Anlagen und zur Einspeisung in die Nahversorgung zur Verfügung gestellt.
In Achern entwickelt die GBI derzeit zwei Baufelder – ein Projekt wird konventionell mit KfW40, das andere mit einem Systembau-Anbieter mit KfW40 und DGNB-Gold-Zertifizierung realisiert. Ebenso ist die GBI Bauherr eines Wohnprojektes in Ehningen, das mit KfW40 und als Holzrahmenbau für die Außenwände und Holzmassivdecken und einer Betonbodenplatte bis Ende 2023 fertiggestellt wird.
Die ESG-konformen Projekte werden zukünftig ganz klar die Regel sein, von der es keine Ausnahmen mehr geben wird. Neue technische Entwicklungen und intelligente Gebäudetechnik begleiten diesen Weg, bei dem wir erst am Anfang stehen.
Anja Schulze ist im Rahmen Ihrer Tätigkeit als Bereichsleiterin Kalkulation und Ausschreibung auch für die Nachhaltigkeitsthemen bei der GBI zuständig.
Bilder: Titelbild Visualisierung Ehningen (© GBI Holding AG), Visualisierung Würzburg Landsteinerstr. (© GBI Holding AG)