ÖKOSTROM FÜR IMMOBILIENFONDS
Von Mario Schüttauf
Rund 120 Millionen Tonnen Treibhausgase stieß der Gebäudesektor in Deutschland 2020 aus. Bis 2030 will die Bundesregierung diese Emissionen auf 67 Millionen Tonnen senken. Im Betrieb gibt es dazu vor allem zwei große Hebel: Wärmeerzeugung und Stromverbrauch. Ohne eine Energieversorgung, die im Wesentlichen aus erneuerbaren Energien stammt, werden wir die CO2-Emissionen der Immobilienbranche nicht im notwendigen Umfang reduzieren können. Daher sind wir der festen Überzeugung, dass Immobilien und erneuerbare Energien zusammen gedacht werden müssen – und auch als Assetklassen gut zusammenpassen.
So stehen bei Logistikimmobilien oder Shopping-Malls riesige, zum Teil ungenutzte Dachflächen zur Installation von Photovoltaikanlagen zur Verfügung, die einen großen Anteil zur Stromversorgung dieser Immobilien beitragen könnten – oder sie sogar autark machen könnten. Freilich ist das nicht bei allen Immobilien möglich, man denke an ein Bürohochhaus mit hohem Stromverbrauch und kleiner Grundfläche. Hier wäre es stattdessen denkbar, dass der Eigentümer – zum Beispiel ein Fonds – begleitend in Erneuerbare-Energie-Anlagen investiert und somit den Strombedarf seines Assets aus Erneuerbaren erzeugt.
Genau das würden wir gerne mit unserem Flaggschiff hausInvest umsetzen. Aus dem Schwesterfonds klimaVest, der auf Erneuerbare spezialisiert ist, aber auch aus unserem institutionellen Geschäft haben wir die notwendige Expertise mit Investments in und dem Asset-Management von Renewables wie Photovoltaik- und Windenergieanlagen. Das heißt nicht, dass wir die klare Ausrichtung unseres offenen Immobilienfonds zu einer Art Mischfonds verwässern möchten. Stattdessen geht es um eine begrenzte Beimischung von Erneuerbaren, die eine klimafreundliche Stromversorgung des Immobilienportfolios sicherstellt und den CO2-Fußabdruck substanziell verkleinert.
Leider ist das regulatorisch in Deutschland aktuell noch nicht vorgesehen. Nach dem Fondsstandortgesetz ist seit August 2021 zwar ein offenes Infrastruktur-Sondervermögen möglich, also ein offener Publikumsfonds für Privatanleger nach dem Vorbild eines offenen Immobilienfonds wie dem hausInvest, nur für Infrastruktur statt für Immobilien. Somit gibt es jetzt jeweils ein Sondervermögen für Immobilien und für Infrastruktur, aber kein Vehikel, in das beides passen würde. Bisher dürfen in Deutschland nur Immobilienspezialfonds für institutionelle Investoren in beide Assetklassen investieren.
Andere Länder sind da schon weiter. Deshalb machen wir uns dafür stark, dass auch in Deutschland offene Immobilienpublikumsfonds eine begrenzte Beimischung mit Infrastruktur- beziehungsweise Erneuerbare-Energien-Assets erlaubt sein sollte. Nach unserer Wahrnehmung stoßen wir mit diesem Ansinnen durchaus auf Wohlwollen.
Die Erweiterung des Investmentfokus für offene Immobilienfonds hätte für alle Beteiligten viele Vorteile: Seinen Mietern könnte der Fonds eine verlässliche Lieferung von grünem Strom zu günstigen Konditionen anbieten. Die Versorgung des Immobilienportfolios mit eigenem Ökostrom würde die Klimabilanz des Fonds substanziell verbessern. Und zudem könnten die Investoren von einer Verbreiterung der Ertragsquellen und einem verbesserten Rendite-Risiko-Profil ihres Fondsinvestments profitieren.
Mario Schüttauf ist Fondsmanager von hausInvest bei der Commerz Real
Bild: Solaranlage (© Pexels – Pixabay)