FÖRDERN IN STADT UND LAND

Von Simon Hübner

Das Thema gefördertes Wohnen ist im Fokus – nicht nur, weil die Bundesbauministerin das ehrgeizige Ziel von 100.000 geförderten Wohnungen im Jahr anpeilt. Durch die steigenden Nebenkosten wird das bezahlbare Wohnen noch deutlich nachgefragter werden. Das Portal „Immoscout“ hat in einer aktuellen Studie die gestiegene Nachfrage von Mietwohnungen gegenüber Kaufimmobilien aufgrund der gestiegenen Zinsbelastung festgestellt, was den Mietmarkt weiter belasten wird- und schon jetzt fehlen rund 450.000 Wohnungen in Deutschland. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass diese Menge an Wohnungen nicht allein durch öffentliche Gesellschaften gebaut werden kann: Mittlerweile werden rund 55 Prozent der geförderten Wohnungen in Deutschland durch private Investoren errichtet. Anleger sind seit einiger Zeit sehr daran interessiert, ihr Geld in nachhaltigen, sozial verträglichen Immobilien anzulegen, wozu der geförderte Wohnungsbau zweifelsohne zählt. Während die Rendite etwas niedriger ist als bei vergleichbaren Projekten im frei finanzierten Wohnungsbau, schätzen die Investoren bei den geförderten Projekten die langfristige Planbarkeit der Erträge- etwa durch garantierte Mieten über einen langen Zeitraum. Hinzu kommt die Tatsache, dass große Versicherungen oder Pensionskassen das geförderte Segment auch deswegen gern bedienen, weil sie so etwas an die Menschen zurückgeben, die ihnen ihr Geld anvertraut haben. So hat etwa die HanseMerkur Grundvermögen AG (HMG) in Zusammenarbeit mit der GBI einen Spezialfonds aufgelegt, der vorwiegend in geförderten Wohnungsbau investiert. Während der Bedarf in den großen Städten wie Berlin, München oder Hamburg mit seinen extrem überheizten Mietmärkten offensichtlich ist, treffen Investoren hier auf spezielle Herausforderungen. Die Grundstückspreise erlauben normalerweise kein kostendeckendes Bauen, wenn die Städte nicht regulierend eingreifen. Beispiel Berlin: Hier werden preisgünstige, landeseigene Grundstücke nur an Wohnungsbaugesellschaften abgegeben, die in den letzten Jahrzehnten aber ihre Bauabteilungen kontinuierlich abgebaut haben und dadurch nicht auf massenhaften Neubau eingestellt sind. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum trifft die Städte indes ins Mark. Es bedarf privater Investments und kreativer, unideologischer Lösungen- es können Supermärkte mit Wohnungen überbaut, bestehende Gebäude aufgestockt und Gewerbeflächen umgewidmet werden. Die Flexibilität von Politik und Verwaltung wird in den kommenden Jahren gefragt sein, um mit Privaten gemeinsam Ideen zu entwickeln. Im Moment können Menschen in nachgefragten – aber nicht exorbitant bezahlten- Berufen aus ihren Einkommen keine Wohnungen mehr in den teuren Städten und ihren Vororten bezahlen und entscheiden sich oft, in den ländlichen Raum zu ziehen. Tatsächlich haben wir als GBI in den vergangenen Jahren vor allem in kleineren und mittleren Gemeinden gebaut. Bayern und Baden-Württemberg haben mit ihren gestaffelten Fördersystemen gute Voraussetzungen für Investoren geschaffen. Hinzu kommt eine größere Offenheit gegenüber gemischten Projekten, die auch die Kombination mit frei finanzierten oder aber preisgedämpften Projekten erlauben.

Problematisch sind in ländlichen Bereichen zum Teil starre Vorgaben, die nicht mehr aktuell sind. So kann es passieren, dass Vorgaben für Stellplätze oder gar Tiefgaragen (z.B. 1,5 - 3 Plätze pro Wohneinheit) das Gesamtprojekt so verteuern, dass es nicht mehr rentabel ist. Und das, obwohl viele Bewohner der unteren Einkommensstufen gar nicht über eigene Autos verfügen oder bereit sind, außerhalb zu parken und Laufwege in Kauf zu nehmen, wenn sie dadurch sparen. Städte sind flexibler und reduzieren in solchen Fällen die Anforderungen. Andersrum passen die Ideen der Gemeinden manchmal nicht zur Realität – wer auf dem Land ein komplett autofreies Quartier bauen möchte, plant an den Bedürfnissen der künftigen Bewohner vorbei. Zu bedenken sind auf dem Land hin und wieder auch die Vorbehalte in der Bevölkerung gegenüber den sogenannten „Sozialwohnungen“. Hier sind die Menschen oft erstaunt, dass aufgrund der differenzierten Fördermodelle bereits viele Familien aus der Mittelschicht geförderten Wohnraum beanspruchen können und die Angst vor einer „Ghettobildung“ unbegründet ist. Es bedarf gründlicher und ehrlicher Kommunikation von Politik und privaten Investoren, um diese Ängste zu nehmen. Hinzu kommt, dass die architektonischen Möglichkeiten des geförderten Wohnungsbaus oft unterschätzt werden – hier können und sollten Investoren im eigenen Interesse auf einen guten Baustandard und architektonische Qualität achten.

Der geförderte Wohnungsbau ist eine zukunftsweisende Aufgabe, die nur in enger Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung und privaten Investoren gelöst werden kann. Es braucht Pragmatismus und den Verzicht auf starre Vorgaben, um endlich schneller voranzukommen. Simon Hübner ist Vorstandsmitglied der GBI Holding AG und verantwortet den Wohnungsbau der Unternehmensgruppe.

Bilder: Würzburg II gef. Wohnungsbau, Nördlingen gef. Wohnungsbau (© GBI Holding AG)