"EIN ORT, AUF DEN MAN SICH FREUT"

Von Silke Lambeck

Mit THE EMBASSIES“ will das Team um Jan Garde das Wohnen für ältere Menschen verändern. Wir sprachen mit dem Development Director Lukas Willhöft über das Konzept und die Herausforderungen des kuratierten Wohnens für ältere Menschen.

Herr Willhöft, Gründer und Management von THE EMBASSIES bestehen aus eher jungen Leuten – wie kamen Sie auf das Thema „Wohnen für Ältere“?

Der Gründer, Jan Garde, sah seine Großeltern ins Heim gehen- von einem autarken Leben in eine Lebensform, die für ihn damals und heute nicht besonders zeitgemäß wirkte. Das hat ihn nicht mehr richtig losgelassen und er hat sich gefragt: Wie will ich, wie wollen wir leben, wenn wir mal älter sind? Er hat weltweit umfassend recherchiert und dann angefangen, das Konzept komplett vom Kunden her zu denken und zu entwickeln.

Was unterscheidet “THE EMBASSIES“ von hochpreisigen Angeboten wie dem Tertianum oder dem Augustinum?

Die Babyboomer – Generation findet heute kein zeitgemäßes Konzept vor. Die einzige Option ist, zuhause zu wohnen. Und da es höhere Scheidungsraten gibt als früher und die Kinder womöglich weit weg wohnen, kann das sehr einsam sein. Darum wollen wir ein Haus zu schaffen, das sozusagen nie alt wird. Wir wollen in der Gesamtkonzeption verschiedene Generationen zusammenbringen, über ein Club-Modell. Durchlässigkeit ist dabei das wichtigste Element.

Wie wird das aussehen?

THE EMBASSIES besteht aus drei Bereichen. Einen öffentlichen im Erdgeschoss, in dem es eine interessante, einladende Gastronomie gibt. Einen semi-öffentlichen- das ist der sogenannte Ambassadors-Club- in dem die Bewohner externe Club-Mitglieder treffen. Hier wird es Wellness-Angebote geben, Office-Flächen zur täglichen Nutzung, Fitnessbereiche, abhängig vom Standort auch einen Pool. Im Zentrum steht der Austausch zwischen den Gernerationen über ein breites soziales und kulturelles Programm. Und hier sollen sich die Generationen eben auch mischen.

Und dann als drittes natürlich den privaten Bereich für die Bewohner. Das sind möblierte Apartments zum Mieten - mit einer Vielzahl von Services und Dienstleistung die ein selbstbestimmtes, autarkes Leben möglich machen. Wir verlängern damit die Zeit, in der unsere Kunden in ihrer Wohnung bleiben können. Über Partner können wir somit auch Support und Pflege anbieten.

Wie interessant ist es für Jüngere, da Mitglied zu werden?

In erster Linie geht es bei uns nicht um Altersgrenzen. Es geht uns um gemeinsame Normen und Werte. Wir bieten ein attraktives Produkt mit einem Fokus auf der einen Seite auf Wellness & Wellbeing Angeboten, auf der anderen Seite bietet die Academy Raum für Veranstaltungen, Co-Working und private Offices. Das Pricing orientiert sich dabei am Alter und so schaffen wir einen weiteren Anreiz auch für eine jüngere Zielgruppe.

Was muss man sich unter kuratierten Wohnen vorstellen? Es geht ja nicht nur darum, dass die Bewohner sich das finanziell leisten können.

Wir schaffen einen Ort auf den man sich freut im Alter – und nicht, wie es heute der Fall ist, vor dem man Angst hat. Interessenten bewerben sich bei uns und wir wählen die Bewohner aus, um einen spannenden Mix an Menschen zu schaffen. Uns ist es extrem wichtig, dass wir eine heterogene Zielgruppe ansprechen, was Interessen, Hintergründe und Alter angeht. Wir bauen keine “Gated-Community”. Wir wollen Menschen von 60 bis 120 abholen, die das Leben bestmöglich genießen und gestalten möchten.

Wie sieht es aus, wenn die Bewohner krank oder pflegebedürftig werden?

Wir haben einen 24/7 Wellbeing Service und eine Kooperation mit einem jeweils lokalen, ambulanten Dienstleister. Alles, was ein ambulanter Pflegedienst machen kann, ist möglich – bis etwa Pflegegrad zwei bis drei. Natürlich kann ich tagsüber im Club sein und trotzdem morgens und abends Unterstützung bei der Körperpflege, mit Medikamenten oder ähnlichem bekommen. Es ist kein Konzept, das für schwere Pflegefälle gemacht ist - wir begleiten Menschen im Älterwerden und halten sie so aktiv wie möglich. Austausch mit anderen Menschen, kulturelle Programmierung, ein durchmischtes Umfeld mit Menschen verschiedenen Alters – und wenn Hilfe oder Unterstützung mal ein Thema wird, sind wir da. Und es gibt ein großes Interesse dafür – das sehen wir an unserer Warteliste...

Wenn es eine Art Soho-Club für Ältere ist: Sollen dann auch Unterbringungsmöglichkeiten an den anderen Standorten zur Verfügung stehen?

Exakt. Rund 10-15 Prozent der Apartments sind jeweils für Short Stay vorgesehen. Erstmal sind die für die Ambassadors gedacht – weil wir eine sehr kosmopolitische Zielgruppe haben, die auch noch sehr aktiv ist und gern reist, aber auch die Vorzüge des Full-Service Angebots nutzen möchte. Wenn wir an einem bestimmten Punkt im Alter beispielsweise Hilfe beim Anziehen benötigen, bedeutet das ja nicht, dass wir das Interesse an Neuem verlieren. Des Weiteren nutzen wir die Apartments auch für Familienbesuche, die jeder nach Bedarf buchen kann. Und schließlich können - sehr limitiert- auch die externen Clubmitglieder buchen, die THE EMBASSIES einem klassischen Hotel vorziehen.

Wo wird das erste Projekt entstehen?

Wir können schon so viel verraten, dass es eine europäische Großstadt werden wird. Genaue Details folgen im Laufe des Sommers...

Spannend ist, dass wir im Vergleich zur Hotellerie in der “nach Corona Zeit” ein sehr attraktives Produkt anbieten, da wir natürlich ein deutlich stabileren Cashflow haben und nicht an die Volatilität der Auslastung gekoppelt sind.

Wir gehen von Verweildauern von zehn Jahren plus aus. Damit ist das THE EMBASSIES Produkt stark residenziell geprägt in der Risikostruktur. Auch wenn es aus Immobilien Perspektive in die Asset-Klasse “Senior Living” fällt, ist der Ansatz eine gemischt-genutzte Immobilie in einer Single-Tenant Struktur. Das macht es zum Beispiel auch für ehemalige Einzelhandelsimmobilien und zur Wiederbelebung von Standorten interessant. Wir sprechen gerade mit einigen Städten und das Interesse ist groß. Silke Lambeck ist freie Autorin in Berlin.

Bild: © Lukas Willhoeft